Neues Gautschi Management

/ HICON JOURNAL 2024-01-DE

EBNER.blog | Stefan Pelech, Gautschi

Neues Gautschi Management

Mit Februar 2024 hat Stefan Pelech die operative Geschäftsführung für die Gautschi Engineering GmbH übernommen und leitet gemeinsam mit Udo Weilerscheidt, der den Finanzbereich verwaltet, das Unternehmen.

Stefan Pelech bringt 20 Jahre Erfahrung im Anlagenbau für Aluminium-Gießereien mit und ist seit 2 Jahren in der EBNER GROUP für die Koordination und Weiterentwicklung des Aluminium Produktportfolios im Bereich Schmelzen und Gießen zuständig. Der Fokus lag dabei auf dem Thema Nachhaltigkeit und Recycling.

Gautschi entwickelte in dieser Zeit ein Konzept für Mehrkammerschmelzöfen, mit den dafür notwendigen Komponenten und vorgeschalteten Anlagen zur Schrottaufbereitung, -sortierung und -vorwärmung. Anlässlich der neuen Rolle hat sich Stefan Pelech unseren Fragen gestellt.

Was sind Ihre aktuellen Ziele – was wollen Sie mit Gautschi 2024 erreichen?

Wir wollen unsere Position weltweit weiter stärken und weiterhin als verlässlicher Partner für unsere Kunden auftreten. Eine positive und zufriedenstellende Abwicklung der Aufträge ist dafür natürlich die Grundvoraussetzung.

Dürfen wir Neuerungen im Produktportfolio von Gautschi erwarten?

Ja, einige. Zum Beispiel der Varega Envicom Brenner. Dieser wurde entwickelt, um den immer stärker limitierten Ausstoß von Schadstoffen zu verringern. Dieser Regenerativbrenner zeichnet sich durch besonders hohe Effizienz, damit besonders niedrigem CO₂-Ausstoß und ebenso besonders niedrigem NOX-Ausstoß aus. Wir erwarten uns davon einerseits einen Vorteil bei Neuanlagen, weil wir damit die Emissionsstandards neu setzen können, und andererseits viel Modernisierungsgeschäft, weil wir damit rechnen, dass in den nächsten Jahren unsere Kunden in Effizienzsteigerung und Umweltfreundlichkeit investieren werden.

Arbeitet nicht auch noch die TPS (Thermal Processing Solutions GmbH) an einer Brennertechnologie?

Ja, die TPS ist ein Start-up, das sich aus der Gautschi heraus entwickelt hat. Ihr Standort ist ebenso in Ranshofen. Werner Wiggen und sein TPS-Team entwickeln eine CO2 freie Beheizungsmethode, die besonders geeignet für Aluminium Schmelzöfen sein wird, einen sogenannten Plasma Jet. Die patentierte Technologie zeichnet sich dadurch aus, dass unter Verwendung inerter Gase, wie z.B. Stickstoff, die mehrere tausend Grad hohe Temperatur des Plasma Jets auf eine vergleichbare Höhe wie bei Erdgasbrennern abgesenkt wird. Die Krätzebildung und der Wasserstoffeintrag in die Aluminiumschmelze werden dadurch reduziert. Das wird revolutionär, weil der Aufwand, der heute betrieben wird, um Schmelze sauber zu bekommen, deutlich reduziert werden kann. Für die Mehrkammeröfen, die wir derzeit entwickeln, wird die Plasmatechnologie ein Game-Changer sein.

Was sind Mehrkammeröfen und wo kommen diese zum Einsatz?

Mehrkammeröfen werden heute in der Sekundäraluminiumindustrie zum Wiedereinschmelzen von organisch verunreinigtem Aluminiumschrott verwendet. Dazu zählen lackierte Bleche oder Profile, Fensterrahmen mit Kunststoffdichtungen oder Schaumstoffisolierung, oder einfach ölige Späne von der mechanischen Bearbeitung von Aluminiumteilen. Bis zu einem durchschnittlichen brennbaren Anteil von ca. 5 % im Aluminiumschrott, kann in einem Mehrkammerofen der Schrott zuerst vorgewärmt werden, wobei die dabei entstehenden Pyrolysegase als Energiequelle statt dem Erdgas dienen. Danach wird der vorgewärmte, von organischen Bestandteilen befreite Schrott durch Tauchschmelzen eingeschmolzen. Das ist die Methode, die am wenigsten Erdgas einsetzt und dabei die höchste Metallausbeute erzielt.

Gibt es auch Verfahren für stärker verunreinigte Schrotte?

Für Schrotte mit organischen Verunreinigungen bis zu 10 % bieten wir die MASTERmax Kipp-Drehöfen an. In diesen Öfen werden die Schrotte und auch Krätze geschützt unter einer Schicht Schmelzsalz aufgeschmolzen. Für diese Technologie sind wir vor etwas mehr als einem Jahr eine Vertriebspartnerschaft mit der Firma KMF eingegangen.

Was passiert mit sauberen Schrotten?

Sollen saubere Schrotte eingeschmolzen werden, ist der
Ofen der Wahl der Gautschi Rundschmelzofen. Mit diesem Aggregat können wir unglaublich hohe Schmelzraten erreichen. Das habe ich vor zwei Jahren selbst nicht glauben können. Aber es ist tatsächlich so, dass durch die runde Form und die hohe Brennerleistung des Varega Brenners eine extrem gute Wärmeübertragung durch Strahlung und Konvektion stattfindet. Damit können im größten jemals gebauten Rundofen 165 t Aluminium innerhalb von ca. 5 h geschmolzen werden!

Abgesehen von den Produkten im Bereich Schmelzen von Aluminium, beschäftigt sich die Gautschi auch mit anderen Metallen?

Wir sind rein auf Aluminium spezialisiert. Aber wir schmelzen nicht nur, wir haben auch Vertikalstranggussund Wärmebehandlungsanlagen.

Welche Besonderheiten gibt es hier?

Bei den Gießverfahren ist unser oberstes Ziel das sogenannte „Hands Free Casting“ zu 100 % umzusetzen. Damit erhöht sich die Sicherheit für Gießereiarbeiter und Anlage enorm. Beim „Hands Free Casting“ ist keine Anwesenheit von Gießern an der Anlage erforderlich, und zwar vom Start weg, wo der Gießofen beginnt die Rinne mit Flüssigmetall zu füllen, bis zum Ende wo die Rinne wieder komplett leer und das stranggegossene Produkt erstarrt und abgekühlt ist. Die Mitarbeiter überwachen die voll automatisierten Komponenten ferngesteuert von einem sicheren Bedienstand aus. Die Kokillentechnologie entwickeln wir laufend weiter. Besonders schwer zu gießende harte Legierungen sollen genauso einfach und qualitativ hochwertig gegossen werden können, wie einfache „Wald und Wiesen“ Legierungen. Das gilt sowohl für das Gießen von Walzbarren mit der Gautschi Walzbarrenkokille, als auch für das Gießen von Rundbarren mit der Gautschi Air Glide Rundbarrenkokille.

Wo und wie entwickelt Gautschi die Kokillen?

Diese entwickeln wir in unserem Casthouse (R)Evolution Center – C-R-C. Hier teilen wir uns mit der HPI eine Gießerei mit einer Horizontalgießmaschine (HDC) und eine Vertikalgießmaschine (VDC). Die erstere dient der HPI zur Entwicklung ihrer Kokillentechnologie, während die VDC der Gautschi für Gießversuche zu Verfügung steht.

Sie haben auch die Wärmebehandlungsanlagen erwähnt. Dies ist die Kernkompetenz von EBNER. Was hat Gautschi damit zu tun?

Wir haben hier unterschiedliche Produktgruppen: Erstens die Kammerhomogenisierungsöfen, die in Gießereien eingesetzt werden, um die gegossenen Halbzeuge auf die Weiterverarbeitung durch Pressen oder Walzen metallurgisch vorzubereiten. Mit besonders geringen Aufheizzeiten und besonders gleichmäßiger Temperaturverteilung im Ofen und durch Kühlkammern, mit denen wir die Abkühlraten auf die Bedürfnisse der jeweiligen Legierungen flexibel anpassen, können wir uns von unseren Mitbewerbern abheben.

Zweitens haben wir vor einigen Jahren den Compact Coil Ofen (CCF) entwickelt, der für die Wärmebehandlung von Blech – Coils das effizienteste und gleichzeitig flexibelste Gerät ist. Einzelne Coils werden darin unter Inertgas wärmebehandelt, wobei nur geringe Mengen Schutzgas und Energie benötigt werden.

Und drittens die Stoß- und Tieföfen, ebenfalls mit bester Effizienz und Temperaturführung, in denen Walzbarren vor dem Warmwalzen auf Temperatur gebracht werden. Hier überschneidet sich unser Produktportfolio mit EBNER.

Das führt uns nun zur letzten Frage. Gautschi ist eine 100 % Tochter der EBNER GROUP, EBNER Industrieofenbau in Leonding ist also ein Schwesterunternehmen und es gibt noch viele weitere Schwesterunternehmen, z.B. die GNA in Kanada, die HPI ebenso wie ihr am Standort Ranshofen, HAZELETT usw. die auch alle in der Aluminiumindustrie tätig sind. Wie agieren diese
Unternehmen zueinander?

Die genannten Schwesterunternehmen haben fast nur ergänzende Produkte, sodass wir gemeinsam und nicht als Konkurrenten am Markt auftreten können. Das ist für uns ein riesiger Vorteil, weil wir damit an Projekte oder Märkte kommen, zu denen wir eventuell allein keinen Zugang bekommen hätten. Zum Beispiel gemeinsam mit Hazelett eine Bandgießanlage, für die wir die Schmelzöfen liefern können, oder gemeinsam mit HPI eine Kammerhomogenisierung, wo HPI das Handling und die Sägen dazu liefern kann. Für die anlagenübergreifende Automatisierung werden wir die VISUALFURNACES 8 Software-Produkte von EBNER Industrieofenbau integrieren. Für Strömungssimulationen oder Produktentwicklungsprojekte können wir immer auf die Mithilfe von EBNER Industrieofenbau vertrauen. In China zum Beispiel betreut die Gautschi China den Markt und kann dabei auf Fertigungskapazitäten von EBNER in Taicang zurückgreifen. Solche Beispiele gäbe es noch viele mehr. Und wir haben außerdem das Ziel noch weitere Synergien zu entdecken und zu nutzen.

Vielen Dank für das interessante Gespräch und viel Erfolg für die kommenden Aufgaben.

Ich danke auch!

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